Strenge Erziehung

Strenge Erziehung – kontrovers diskutiert

Propagieren Eltern eine strenge Erziehung, stößt das bei den Mitmenschen häufig auf Unverständnis. Bestes Beispiel: Das Buch der Chinesin Amy Chua „Die Mutter des Erfolgs: Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte”. In ihrem Bestseller beschreibt die Yale-Professorin  wie ihre Töchter mit Hilfe von Drohungen und Bestrafungen zu Bestleistungen gezwungen wurden.1 Ein paar Jahre früher sorgte der Pädagoge Bernhard Bueb für Aufsehen. In seinem “Lob der Disziplin” sprach sich Bueb eindeutig für mehr strenge Erziehung und Unterordnung in deutschen Familien aus. Sowohl Chua als auch Bueb kritisieren westliche Familien, die bei ihren Kinder ihrer Meinung nach zu wenig Strenge walten lassen. Und sie scheinen laut Monitor Familienforschung Recht zu haben. Demnach üben in Deutschland knapp zwei Drittel der Mütter einen eher milden und wenig strengen Erziehungsstil aus, nur ein Drittel geht eher streng mit den Kindern um.2

Strenge Erziehung gelingt mit Liebe und konsequenten Grenzen

Stockhiebe zu Hause und in der Schule, Strafarbeiten, Hausarrest – Spielarten strenger Erziehung früher. Fast alle Großeltern haben solche Paradebeispiele auf Lager. Heute meint ein solcher Stil zumeist „konsequente Erziehung“. Und die ist wichtig, denn Kinder brauchen Regeln und Vorgaben, an denen sie sich orientieren können. Das bedeutet: Mama und Papa sind der Boss und sagen, wo es langgeht. Verbote sollten dabei möglichst umgangen werden. Die Erwachsenen geben ganz klar vor, was sie von ihrem Kind erwarten und begründen das auch. Die Kinder akzeptieren die Forderungen der Eltern und hören auf sie. Doch bei allem Gehorsam: Eltern sollten trotz strenger Erziehung stets ein offenes Ohr für ihren Nachwuchs haben und ihm immer das Gefühl geben, für ihn da zu sein – liebe- und verständnisvoll.3 Liebe und Verständnis sind vor allem auch dann wichtige Hilfsmittel, wenn die Eltern scheinbar Unmögliches fordern, um den Nachwuchs so zu neuen Leistungen und Fähigkeiten zu verhelfen.

Vorteile und Nachteile großer Strenge

Streng erzogene Kinder wachsen zu leistungsfähigen, verlässlichen, zielstrebigen Menschen heran – die Grundpfeiler einer erfolgreichen Leistungs- und Industriegesellschaft. Sie arbeiten ausgezeichnet und gern und erreichen dabei stets die vorgegeben Ziele. Nachteilig wirkt sich strenge Erziehung dann aus, wenn Kinder den hohen Anforderungen ihrer Eltern nicht gerecht werden können. Während solche Kinder in jungen Jahren oft und gern lügen, um es den Eltern mithilfe konstruierter Geschichten recht zu machen, drohen im späteren Erwachsenenleben Depressionen bis hin zu psychiatrischen Erkrankungen wie neurotischen Störungen, Delinquenz oder Suchtverhalten als Ausgleich zur früheren strengen Erziehung.

Gewalt als absolutes No-Go!

Strenge Erziehung wird aktuell kontrovers diskutiert. Und bei all den unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema sind sich doch alle Parteien einig: Gewalt als Erziehungsmittel ist grundsätzlich tabu: Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung!6 Strenge Erziehung mittels physischer oder psychischer Gewalt entfremdet Eltern und Kinder langsam, der Nachwuchs zeigt sich immer unsensibler im Umgang mit anderen und zeigt zunehmend ein unsoziales Wesen. Die Spitze des Eisbergs: Strenge Erziehung mit Hilfe von Gewalt führt zu Jugendlichen, die selbst schnell zu Gewalttätigen werden. Kommen Eltern aufgrund der eigenen Vergangenheit nicht ohne Gewalt als Erziehungsmittel aus, sollten sie sich Rat und Hilfe holen: Am besten bei engen Vertrauten, mit denen sie über selbst Erlebtes und die aktuelle Gegenwart offen sprechen können.