Waldkindergarten

Der Waldkindergarten

Im Waldkindergarten verleben die Kinder den gesamten Tag in freier Natur. Seinen Ursprung hat der Waldkindergarten in Dänemark. Mit Beginn der 90er Jahre gab es auch in Deutschland immer mehr solcher Einrichtungen. In kleinen Gruppen von meist nicht mehr als 15 Kindern sind die Kleinen von früh bis spät an der frischen Luft – begleitet von wenigstens zwei Erziehern. Bei schlechtem Wetter suchen sie Unterschlupf in einer nahegelegenen Unterkunft. Das kann ein feststehendes Haus/Gebäude ebenso sein wie ein provisorisch eingerichteter Bauwagen. Im Waldkindergarten sind alle Kinder willkommen, egal welcher Religion und welcher Nationalität sie angehören. In einigen Fällen handelt es sich zusätzlich um integrative Einrichtungen, in denen auch Kinder mit Handicap abwechslungsreiche Tage verleben können.

Die Natur als Lehrmeisterin – pädagogisches Konzept im Waldkindergarten

Der Aufenthalt in freier Natur, im Wald, an Feldern und auf Wiesen ermöglicht es den Kindern, die Welt mit allen Sinnen zu entdecken. Sie erkennen und entdecken ständig Neues, machen immer wieder neue Erfahrungen und fördern dadurch ihre Wahrnehmungsfähigkeit und ihre Intelligenz. Die ständige Bewegung im Waldkindergarten – ob laufend, kletternd oder beim rennen – schult das Körperbewusstsein der Kleinen. Ihr Bewegungsapparat ist wesentlich stabiler als der anderer Kinder und sie haben dadurch weniger Unfälle. Die Entwicklung eines enorm hohen Selbstvertrauens ist eine weitere Folgeerscheinung, ebenso wie eine ausgeprägte Kreativität: Barbie und Plastik-Pferdchen sucht man im Waldkindergarten ebenso vergeblich wie Plastikbausteine und Laserschwerter – dafür gibt es Stöcke zum Kämpfen und Tannenzapfen, die als Püppchen herhalten. Der Phantasie sind im Waldkindergarten keine Grenzen gesetzt, sie wird auf natürliche Weise gelebt und kann frei entfaltet werden.1

Verlässlichkeit und Hilfsbereitschaft – wichtige Werte im Waldkindergarten

Eine tiefe Wertschätzung alles Lebendigen steht an Nummer 1 im Waldkindergarten. Damit unmittelbar verbunden ist natürlich die Erziehung zum verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. In vielen Situationen müssen sich die Kinder aufeinander verlassen können und einander helfen. Das erfordert ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft eines jeden Einzelnen. Rücksichtvoll wird auch auf Kleinere und Schwächere im Waldkindergarten geachtet, denn jeder soll sich in freier Natur und im offenen Gelände wohl fühlen.2

Der kreative Umgang mit der Natur – Bildung und Erziehung im Waldkindergarten

Bildung und Erziehung orientieren sich im Waldkindergarten an den Vorgaben der Bildungspläne der einzelnen Bundesländer. Darüber hinaus fördern Erzieherinnen und Erzieher im Waldkindergarten den kreativen Umgang mit der Natur, sie hören gemeinsam mit den Kindern den Insekten und Vögeln zu, beobachten Tiere und lernen, wie sich die Natur in den einzelnen Jahreszeiten verändert. All das lernen und fühlen sie ganzheitlich mit all ihren Sinnen, schulen dadurch ihre Wahrnehmung und üben immer wieder, all das neue Wissen in eine sprachliche Form zu packen. Was sind Bucheckern, wozu sind Eicheln gut und wie alt können Bäume werden – das ist Wissen, das Kinder aus dem Waldkindergarten ihren Freunden aus anderen Einrichtungen voraus haben können. Die Merk- und Sprachfähigkeit trainieren die Gruppen mit Hilfe von Geschichten und Liedern, die natürlich unter freiem Himmel erzählt bzw. gesungen werden. Die Konzentrationsfähigkeit der Kleinen steigt, je öfter ausgiebige Beobachtungen durchgeführt werden oder mit Zapfen, Blättern und Früchten gebastelt wird. Auch die Entwicklung von Grob- und Feinmotorik wird hier durch unterschiedliche, vielfältige und kindgerechte Bewegungsmöglichkeiten und -anlässe gefördert.3

Freude, Waschmaschine und Nachsicht – Must haves für Eltern

Der Waldkindergarten ist perfekt für Eltern, die zuhause einen richtigen Wirbelwind haben, der nur schwer zu bremsen ist. Hier können sich solche Kinder austoben und ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen! Die frische Luft wird ihren Tribut fordern und auch das aktivste Kind irgendwann zur Ruhe bringen. Neben Ausgeglichenheit und Ruhe bringt der Aufenthalt im Waldkindergarten Eltern einen weiteren Vorteil: Der Nachwuchs wird weniger krank. Wind und Wetter stärken das Immunsystem der Waldkinder nachhaltig und machen sie immune gegen viele Zipperlein. Allerdings sollten Mama und Papa auch ordentlich investieren, nämlich in warme und wettergerechte Kleidung. Natürlich kann die Kleidung im Waldkindergarten auch schneller kaputt gehen, als in herkömmlichen Einrichtungen. Und auch die Waschmaschine wird öfter laufen, wenn der Nachwuchs im Waldkindergarten betreut wird. Eltern müssen also viel Geduld und Nachsicht haben.