Mehrsprachige Erziehung in der Familie
Eine mehrsprachige Erziehung mit all ihren Vorteilen, Schwierigkeiten und Herausforderungen ist in deutschen Familien Alltag. Immerhin: Von den knapp 663.000 beispielsweise 2011 in Deutschland geborenen Kindern entstammen 11 Prozent binationalen Verbindungen mit einem deutschen Elternteil.1
Damit kann man davon ausgehen, dass jedes neunte in Deutschland geborene Kind eine mehrsprachige Erziehung genießt.
Zeitgemäß und vorteilhaft – mehrsprachige Erziehung richtig durchgeführt
Natürlich könnten sich Paare auch für lediglich eine Sprache entscheiden, mit der sie ihr Kind großziehen. Bei einem festen Wohnsitz in Deutschland würde sich Deutsch dafür anbieten. Was aber, wenn die Familie später einmal ins das Land des anderen Elternteils ziehen möchte? Dann ist sicherlich eine mehrsprachige Erziehung sinnvoll.
Kinder, die eine mehrsprachige Erziehung genießen, bekommen die einmalige Chance, eine Fremdsprache so gut wie ein Muttersprachler zu beherrschen. Und auch der Erwerb weiterer Sprachen wird leichter, denn bilinguale Kinder haben ein herausragendes Sprachgefühl und meistern grammatikalische Herausforderungen sehr gut. Und wer später im Lebenslauf hervorragende Kenntnisse in mehreren Sprachen ausweisen kann, ist bei der Jobsuche gegenüber Mitbewerbern eindeutig im Vorteil.
Allerdings: Mehrsprachige Erziehung hat auch Nachteile: Es kann passieren, dass keine der erlernten Sprachen wirklich perfekt beherrscht wird. Das haben US-Studien herausgefunden, die gezeigt haben, dass bilinguale Kinder in beiden Sprachen einen geringeren Wortschatz haben und grammatikalische Schwächen zeigen.2
Methoden richtiger mehrsprachiger Erziehung
Mehrsprachige Erziehung muss richtig durchgeführt werden, wenn sie erfolgreich sein will.
Als wichtige Regel für mehrsprachige Erziehung gilt deshalb die sogenannte „1 und 1 Regel“: Jedes beteiligte Familienmitglied spricht konsequent und ausnahmslos in seiner Muttersprache mit dem Kind. So lernen die Kleinen die Sprachen am besten kennen und unterscheiden.
Eine Variante dieser Regel einer mehrsprachigen Erziehung ist, zu Hause in der einen Sprache zu sprechen und außerhalb der eigenen vier Wände eine andere. Als sogenanntes „Sprachfenster“ gilt die Zeit zwischen dem zweiten und dem sechsten Lebensjahr. In dieser Zeit können Kinder angeblich mühelos bis zu sechs Sprachen lernen – perfekt für eine mehrsprachige Erziehung.
Sollen Kinder später eine neue Sprache lernen, gilt: Die neue Sprache langsam einführen, am besten mit Hilfe von Liedern und einfachen Reimen. Wenn die ersten Worte bekannt sind, sollten diese immer wieder im Lebensumfeld angewendet und damit geübt und wiederholt werden. Sind einfache Konversationen möglich, sollten diese – beispielsweise mit Freunden oder Familienmitgliedern – auch konsequent in der neuen Sprache geführt werden. 3
Die wichtige Rolle der Eltern bei der mehrsprachigen Erziehung
Grundsätzlich gilt für die mehrsprachige Erziehung ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Qualität und Quantität: Mutter und Vater sollten jeweils in ihrer Muttersprache mit dem Nachwuchs sprechen. Und das so häufig wie nur möglich. Sprechen beide Elternteile dieselbe Sprache, leben aber in einem anderen Land, ist besonderes Engagement gefragt. Hier sollten sich die Eltern bemühen, die Sprache des neuen Landes auch regelmäßig zu Hause anzuwenden.
Problematisch kann es für die mehrsprachige Erziehung des Nachwuchses werden, wenn Mama und Papa jeweils verschiedene Sprachen sprechen, die zudem nicht mit der Sprache des aktuellen Wohnortes übereinstimmt. Hier stößt mehrsprachige Erziehung an ihre Grenzen und keine der Sprachen wird perfekt beherrscht.4