Den Mutterpass verstehen

Der Aufbau eines Mutterpasses – was steht wo?

Ein Mutterpass, den eine schwangere Frau von Ihrem Gynäkologen zu Beginn der Schwangerschaft erhält, hat insgesamt 16 Seiten. Jeweils eine Doppelseite des Mutterpasses befasst sich mit einem bestimmten Aspekt der Schwangerschaft – mit Hinblick auf die werdende Mutter und das ungeborene Kind. Um einen Mutterpass richtig verstehen zu können, sollte man sich nicht nur über die zahlreichen Abkürzungen, die darin Verwendung finden, informieren, sondern auch wissen, wie dieses Dokument eigentlich aufgebaut ist. Wir haben den Mutterpass hier für Sie einmal aufgeschlüsselt.

Organisation ist wichtig: Die erste Seite im Mutterpass verstehen

Auf der ersten Seite Ihres Mutterpasses wird Ihr betreuender Arzt oder Ihre Hebamme einen Stempel setzen und Sie haben so stets die Kontaktdaten griffbereit, falls etwas Unerwartetes in Ihrer Schwangerschaft passiert und Sie schnellen Rat benötigen. Außerdem gibt es auf der ersten Seite auch eine Möglichkeit für Sie, Ihre Untersuchungstermine einzutragen. So vergessen Sie keines der wichtigen Treffen und behalten einen guten Überblick!

Seite 2 und 3 – Persönliches und Ergebnisse der Blutuntersuchungen

Neben Ihrer Adresse und dem errechneten Geburtstermin, wird auf der 2. und 3. Seite Ihres Mutterpasses auch Ihre Blutgruppe notiert.  Zudem finden Sie hier alle Ergebnisse der wichtigen Blutuntersuchungen, die in einer Schwangerschaft bei Ihnen gemacht werden.

Hierzu zählt die Feststellung des Rhesusfaktors. Dieser gibt an, ob sich das Blut der Mutter mit dem des Kindes verträgt. Wenn dies nicht der Fall ist, spricht man von einer Rhesusunverträglichkeit, die schließlich einer Behandlung bedarf. Außerdem sind an dieser Stelle des Mutterpasses auch die Ergebnisse des ersten Antikörper-Suchtests verzeichnet, mit welchem untersucht wir, ob das Blut der Mutter bestimmte Antikörper enthält, die dem Kind schädigen könnten. Der Röteln-HAH-Test, auch Hämagglutinationshemmtest genannt, gibt Ihnen Hinweise, ob Sie gegen Röteln immun sind. Außerdem wird auf Seite 2 und 3 des Mutterpasses notiert, wie der Chlamydientest ausgefallen ist, ob ein HIV-Test gemacht wurde und was beim LSR-Test, einer Untersuchung des Körpers hin auf eine Syphiliserkrankung, herausgekommen ist.

Doch das ist noch lange nicht alles, was Sie von Seite 2 und 3 des Mutterpasses erfahren können. Auch der Nachweis von HBs-Antigen wird hier festgehalten. Nach der 32. Schwangerschaftswoche wird bei der Mutter eine Hepatitis B-Untersuchung gemacht, die Auskunft über eine eventuelle Erkrankung liefert. Die Röteln-HAH-Test-Kontrolle wird die werdende Mutter erneut auf eine eventuelle Rötelerkrankung hin untersucht. Auch die Ergebnisse dieser Untersuchung finden Sie auf der 2. und 3. Seite Ihres Mutterpasses. Die letzte Information, die man dem Dokument an dieser Stelle entnehmen kann, sind die Ergebnisse der Antikörper-Suchtest-Kontrolle.

Waren Sie bereits schwanger, kommt Seite 4 zum Einsatz

Auf der 4. Seite Ihres Mutterpasses werden Angaben zu früheren Schwangerschaften gemacht. Hier werdende Größe, Gewicht und Geschlecht früherer Schwangerschaften aufgelistet. Auch Abgänge, Fehl- oder Totgeburten sowie Eileiterschwangerschaften werden an dieser Stelle verzeichnet.

Seite 5 – Das erste Gespräch mit Arzt oder Hebamme

Auf Seite 5 Ihres Mutterpasses werden alle Punkte notiert, die Sie in einem ersten Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme besprechen werden oder besprochen haben. Allergien und Krankheiten aus dem nahen Familienumfeld werden hier aufgeschrieben, sodass Arzt und/ oder Hebamme stets daran erinnert werden, worauf Sie in der Betreuung besonders achten müssen. Hat der Arzt mit seiner Patientin eine Krebsfrüherkennung durchgeführt, werden die Ergebnisse ebenfalls auf der 5. Seite notiert. Pap I und Pap II sind gute und unbedenkliche Ergebnisse. Ab dem Ergebnis Pap III müssen weitere Untersuchungen gemacht oder direkt eine Therapie eingeleitet werden.

Seite 6 des Mutterpasses – Raum für besondere Befunde

Wenn in der Schwangerschaft außergewöhnliche Entwicklungen festgestellt werden, können Sie auf Seite 6 des Mutterpasses vom Arzt notiert und kommentiert werden. Außerdem wird hier der errechnete Geburtstermin festgehalten und gegebenenfalls korrigiert, falls sich im Verlauf Ihrer Schwangerschaft andere Werte ergeben. Seit dem 7. Juli 2014 steht die Gestationsdiabetes stärker Im Vordergurnd. Es wurden im Mutterpass Änderungen vorgenommen, die ein eigenständiges Eintragen durch den Arzt durch spezielle Felder wie „Vortest durchgeführt: ja/nein auffällig: ja/nein“ und „Diagnosetest durchgeführt: ja/nein auffällig: ja/ nein“ ersetzen. Hierdruch soll garantiert werden, dass dieses wichtige Thema in der Pflege des Mutterpasses nicht verlorengeht.2

Das Gravidogramm auf Seite 7 und 8 des Mutterpasses

Hier ist der Platz für das Gravidogramm, in welchem die Ergebnisse sämtlicher Untersuchungen festgehalten werden. Die Schwangerschaftswoche, der Fundusstand und die  Kindslage werden hier genauso notiert wie die Herztöne und die Bewegungen Ihres ungeborenen Kindes. Hierbei wird ein + verzeichnet, wenn die Herztöne Ihres Sprösslings oder Bewegungen im Mutterleib festgestellt werden – dies geschieht meist in der 20. Schwangerschaftswoche. Im Mutterpass wird an dieser Stelle auch festgehalten, ob Ödeme oder Varikosen im Verlauf Ihrer Schwangerschaft festgestellt wurden. Weiterer Felder im Gravidogramm  Ihres Mutterpasses sind für Ihr Gewicht, ihren Blutdruck und der Hämoglobin-(Hb)-Bestimmung vorgesehen. Außerdem können Sie der Tabelle auch Informationen zu Urinuntersuchungen und  vaginaler Untersuchungen entnehmen. Dem Arzt steht es frei, hier weitere Kommentare und Notizen festzuhalten, wenn er es mit Hinblick auf Ihre Behandlung für wichtig hält.

Seite 9 des Mutterpasses – Platz für Anmerkungen

In Ihrem Mutterpass werden natürlich auch Besonderheiten festgehalten, die sich im Verlauf der Schwangerschaft ergeben. Werden Sie zum Beispiel stationär behandelt, traten andere Krankheitsbilder in der Schwangerschaft auf oder gibt es Auffälligkeiten beim Herzschlag Ihres Kindes, wird das auf der Seite 9 Ihres Mutterpasses festgehalten.

Seite 10 ,11,12 und 14 stehen im Zeichen des Ultraschalls

Auf der 10. und 11. Seite Ihres Mutterpasses werden Notizen rund um Ihre drei Ultraschalluntersuchungen gemacht. Auch Kommentare des Arztes haben hier einen Platz.
Seite 12 und 14 werden zudem genutzt, um Befunde der Ultraschall-Untersuchungen festzuhalten oder Bemerkungen zu doppelsonographischen Untersuchungen niederzuschreiben.

Seite 13 des Mutterpasses zeigt den Wachstum Ihres Kindes

Auf Seite 13 des Mutterpasses befinden sich die Normkurven des fetalen Wachstumsverlaufs. Hier werden die Ergebnisse einzelner Untersuchungen Ihres ungeborenen Kindes eingetragen und mit den durchschnittlichen Werten des Wachstums verglichen. Anschaulich können Sie so auf einen Blick in Ihrem Mutterpass erkennen, wie Ihr Kind wächst und ob es unerwartete Ausschläge in der Entwicklung Ihres Babys gibt.

Seite 15 und 16 sind für die Geburt reserviert

Auf den letzten beiden Seiten Ihres Mutterpasses werden sämtliche Notizen zur Geburt Ihres Sprösslings gemacht. Neben der Lage Ihres Nachwuchses vor der Geburt, werden hier auch die ersten Fakten festgehalten, wenn er das Licht der Welt erblickt hat. Neben den Ergebnissen des Apgar-Tests handelt es sich hier außerdem um Informationen zur Hautfarbe und zu den Reflexen des neugeborenen Kindes. Des Weiteren wird der Sauerstoffgehalt im Blut des Kindes untersucht und an dieser Stelle des Mutterpasses notiert.  Informationen zu Ergebnissen, die sich in der Zeit des Wochenbetts zutragen und die Ergebnisse der Abschlussuntersuchung, sechs bis acht Wochen nach der Geburt, werden zudem hier festgehalten.

Referenzen zu Mutterpass verstehen

  1. Kainer, Franz/ Nolden, Anette: Das große Buch zur Schwangerschaft. Umfassender Rat für jede Woche. München 2009, S. 120 ff.
  2. Berufsverband der Frauenärzte e.V.: Frauenarzt, Juli 2014, S.644.