Vorlesen

Vorlesen – das „Rundumglücklich-Paket“ in Sachen Erziehung

Vorlesen ist in punkto Entwick-lungsförderung und Erziehung ein wahrer Alleskönner: Es verstärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind, es hilft Kindern dabei, in ihrem oft hektischen und lauten Alltag, zur Ruhe zu kommen und es fördert die Konzentrationsfähigkeit – eine wichtige Grundvoraussetzung für die spätere Schulzeit. Vorlesen macht Kinder zudem auch schlau: Sie lernen mit Hilfe der ersten Bilderbücher sprechen und erfahren später dank der Bücher ihre Welt immer besser kennen. Kinder, denen die Eltern schon früh regelmäßig vorgelesen haben, lernen meist schneller sprechen und verfügen später über einen weitaus größeren Wortschatz, als andere Kinder. Sie lesen meist auch später noch viel mehr, als ihre Freunde und Mitschüler und können unter anderem Konflikte – ob nun mit sch selbst oder mit anderen – viel besser lösen.

Vorlesen ist schon ab einem Jahr möglich

Vorlesen ist nicht gleich Vorlesen: Wenn Eltern ihrem Nachwuchs mit einem knappen Jahr die ersten Bilderbücher zeigen, dann werden sie sicher nicht daraus vorlesen. Sie sagen, was im Buch zu sehen ist und beschreiben das Bild mit eigenen Worten.

Das eigentliche Vorlesen startet dann frühestens mit anderthalb Jahren, oft aber auch noch später. Wissenschaftler der Universität Chicago haben herausgefunden, dass es sich bereits bei 20 Monate alten Kindern positiv auswirkt: Sie beherrschen dann bereits in diesem frühen Alter ca. 131 Wörter mehr, als andere Kinder; mit zwei Jahren sind es sogar 300 Wörter mehr.

Beim Vorlesen sollten Sie die Bücher altersgerecht auswählen!

Während ganz kleine Kinder beim Vorlesen zumeist jedes Buch toll finden, haben Kinder im Alter ab etwa drei Jahren schon ihren eigenen Geschmack. Eltern sollten darauf achten, und den Nachwuchs nicht zu bestimmten Büchern zwingen. Nicht jedes Kind mag Märchen – manche haben vielleicht sogar Angst vor der bösen Hexe oder dem gruseligen Wolf.

Vielleicht bietet sich dann eine nette Tiergeschichte eher an. Die kleinsten Bücherfans lieben es, wenn viele bunte Bilder die Geschichte begleiten, später werden Bilder langsam unwichtiger und der im besten Fall phantasievoll geschriebene Text rückt in den Vordergrund. Viele Verlage haben auf ihren Büchern Informationen vermerkt, ab welchem Alter sie sich zum Vorlesen am besten eignen.

Wer seinem Kind regelmäßig vorliest kann aber meist selbst ganz gut einschätzen, welche Geschichte sich eignet und welche eher nicht. Ältere Kinder finden es toll, wenn sie sich selbst ein Buch aussuchen dürfen. Und wenn Eltern dieses dann Abend für Abend erneut vorlesen sollen, dann sollten sie das ruhig auch tun.

6 Tipps zum richtigen Vorlesen

  1. Beim Vorlesen ist Ruhe wichtig. Am schönsten ist es, wenn Mama und Kind es sich auf einem gemütlichen Sofa oder im Bettchen des Nachwuchses bequem machen und dann gemeinsam in die Welt der Bücher abtauchen.
  2. Toll sind solche gemeinsamen Momente vor dem Schlafengehen oder auch an einem verregneten Nachmittag.
  3. Kinder sollten sich selbst aussuchen dürfen, was Eltern oder Großeltern vorlesen sollen.
  4. Und sie sollten Zwischenfragen stellen können, wenn ihnen etwas nicht klar ist. Sonst kann es passieren, dass sie den Zusammenhang nicht mehr verstehen, das Vorlesen langweilig finden und im schlimmsten Fall ablehnen.
  5. Wichtig ist es auch, dass die Geschichte oder das Märchen nur so schnell gelesen wird, wie der Nachwuchs es zulässt. Viele wollen noch mal das Bild vom Anfang sehen oder schon mal auf die letzte Seite blättern – nur zu: Auch beim Vorlesen darf man einmal neugierig sein!
  6. Ein Kinderbuch sollte auch niemals hinter verschlossenen Türen stehen, sondern darf nach Belieben zu jeder Gelegenheit angefasst und durchgeblättert werden. 1

Wussten Sie schon, dass Vorlesen schlau macht?

Wer all die Tipps und Hinweise rund ums Vorlesen beachtet, kann sich über ein interessiertes, schlaues und offenes Kind freuen. Laut einer Studie der ZEIT und der Deutschen Bahn sowie der Stiftung Lesen fördert Vorlesen die ganzheitliche Entwicklung: Kinder, denen vorgelesen wird, entwickeln sich in punkto sozialer Kompetenz, beim Lernen und in ihrer Freizeitgestaltung wesentlich besser, als Kinder, denen nie oder nur selten vorgelesen wird.

Vor allem in den Fächern Deutsch und Mathematik gibt es signifikante Unterschiede: Hier haben „Lesekinder“ um 0,4 Notenpunkte bessere Leistungen, als ihre Mitschüler. Vorlesen ist damit Teil einer ganzheitlichen Erziehung, die Aktivität und Lebensfreude weckt. 2