Trennungsangst

Trennungsangst beim Baby – Wie geht man damit um?

Eine mehr oder weniger ausgeprägte Trennungsangst ist bei Kindern bis zu einem Alter von etwa drei Jahren normal. Sie beginnt etwa mit acht Monaten, wenn Babys in der Regel mit dem sogenannten Fremdeln beginnen. Diese Unsicherheit gegenüber Fremden hält an, bis das Baby etwa anderthalb Jahre alt ist. Natürlich nicht in seiner vollen Ausgeprägtheit, sondern immer mehr oder weniger stark bzw. schwach. Die Trennungsangst geht mit dem Fremdeln einher und bestimmt das Leben mit dem Baby sogar ein wenig länger. Viele Kinder sind erst ab dem vierten Lebensjahr soweit, für einen gewissen Zeitraum auch ohne Mama und Papa auszukommen und die Trennungsangst zu überwinden. Dann sind die Kleinen meist selbstständig genug und entsprechend vertraut mit ihrer Umwelt. Zudem können sie ihre Ängste besser artikulieren und entsprechende Gegenargumente besser verarbeiten und verstehen.

Klammern, Schreien, Apathie: Anzeichen für Trennungsangst

Trennungsangst kann sich ganz unterschiedlich äußern. Ist der Nachwuchs noch im Babyalter, ist es der Mama manchmal nicht mal möglich, das Zimmer kurz zu verlassen: Sofort ertönt das klägliche Jammern und kann sich bis zum verzweifelten Schreien hochschaukeln. Weitere Formen der Trennungsangst zeigen sich später, wenn der Nachwuchs beispielsweise in der Kinderkrippe oder bei einer Tagesmutter den Tag verbringen soll. Geht es ans „Tschüss-Sagen“ geht es los mit dem Schreien und Klammern – nur nicht weg von Mamas Arm!

Manche Kinder werden auch apathisch und ziehen sich zurück, wenn sie wissen, dass in Kürze der verhasste Zeitpunkt der Trennung naht. Auch beim allabendlichen Einschlafen zeigen viele Babys und Kleinkinder Symptome der Trennungsangst: Sie schaffen es nicht, allein einzuschlafen; Mama oder Papa müssen mit am Bettchen sitzen, bis die Augen zufallen.

Ursprung der Trennungsangst

Zeigen Babys Anzeichen von Trennungsangst, haben sie einen wichtigen Schritt in ihrer Entwicklung hinter sich gebracht: Sie können zwischen Bekanntem und Unbekanntem unterscheiden. Fängt das Kleine an der Kita-Tür heftig an, zu weinen, weiß es, dass da etwas Unbekanntes lauert und die Mama nicht da sein wird, es vor diesem Unbekannten zu schützen. Allerdings ist das Gehirn des Kindes noch nicht soweit, diese Situation richtig einzuschätzen. Es weiß noch nicht, dass auch Unbekanntes schnell vertraut werden kann und vor allem: Es hat noch nicht verstanden, dass Mama oder Papa ein paar Stunden später wiederkommen. Um den dafür nötigen Denk-Prozess im Kopf in Gang zu setzen, brauchen Kinder die Trennungsangst. Die Angst hilft, aktiv zu werden und etwas gegen das Gefühl des hilflosen Ausgeliefertseins zu tun. Nach einer gewissen Zeit haben die Kleinen das geschafft, der Schalter im Kopf ist umgelegt, die Trennungsangst überwunden und sie fühlen sich bei der Betreuungsperson ebenso sicher und geborgen, wie zu Hause.

So gehen Eltern mit der Trennungsangst um

Die Trennungsangst des Nachwuchses bestimmt das Familienleben häufig relativ stark. Wer keinen Schritt ohne Kind machen kann, ist nicht flexibel. Ein Abend allein mit dem Partner oder auch nur ein Arztbesuch sind kaum möglich. Deshalb ist es einen Versuch wert, die Trennungsangst erst gar nicht so extrem werden zu lassen. Babys können ruhig auch einmal allein im Zimmer bleiben, wenn sie aus der Ferne die vertraute Stimme von Mama hören. Ältere Babys verstehen schon recht viel: Sie brauchen Erklärungen und zuverlässige Abmachungen. Muss der Müll weggebracht werden, sollten Erwachsene das ruhig sagen und dabei versprechen, dass sie gleich wieder da sind und das Kind keine Angst haben muss. Weint es trotzdem, sollte das Vorhaben dennoch durchgeführt werden. Das positive und lehrreiche Aha-Erlebnis kommt, wenn Mama oder Papa tatsächlich zuverlässig wiedergekommen sind. In jedem Fall sollte Trennungsangst ernst genommen und im besten Fall gemeinsam mit dem Baby gemeistert werden. Eine liebvolle Umarmung und tröstende Worte steigern das Selbstwertgefühl und geben Sicherheit.

Trennungsangst stärkt Kinder

Gegen Eltern verantwortungsvoll mit der Trennungsangst ihres Kindes um, tun sie ihm Gutes für sein gesamtes Leben. Denn die frühkindliche Trennungsangst kann Auslöser vieler weiterer Ängste sein, von der Verlustangst über die Schulphobie bis hin zu Bindungsschwierigkeiten im Erwachsenenalter. Kinder, die starke Trennungsangst haben und diese gemeinsam mit verständnis- und liebevollen Eltern ausleben und überwinden, gehen gestärkt und gereift daraus hervor und haben das nötige Rüstzeug, zu selbstbewussten und seelisch starken Kindern und Jugendlichen heranzuwachsen.