Babys schreien lassen – Zeitreise an die Wiege der Menschheit
Baby schreien lassen oder nicht?
Schreie zu ignorieren gehört zu den größten Fehlern, die Eltern machen können. Ein Fakt, der bei Großeltern häufig Kopfschütteln hervorruft. Denn die kennen möglicherweise noch eine andere Ansicht: Die nämlich, dass Schreien gesund sei und die Lunge stärke. Babys solle man schreien lassen; wer sofort und andauernd sein schreiendes Baby hochnehme und es beruhige, würde es verziehen, hieß es in früheren Erziehungsratgebern. Heute gilt: Babys brauchen in jedem Fall das beruhigende Gefühl, dass seine liebsten Menschen ganz in der Nähe sind. Wenn die Windel frisch und der Magen voll ist, wenn beruhigendes Schaukeln und leise Lieder nichts helfen, dann hilft manchmal tatsächlich nur abwarten. Dann muss das Baby eben raus lassen, was es raus lassen muss. Und Eltern bleibt nur die Zuhörer-Position – mit starken Nerven und einem liebevollen Ohr.2 Und der kleine Schreihals hat jemanden an seiner Seite, dem er sein Leid klagen kann. Er genießt die Nähe und den Trost, auch wenn Eltern das nicht unmittelbar spüren. Allein das „Da sein“ zählt, denn das Kind weiß nun, dass es sich auch in schlechten Zeiten auf seine Eltern verlassen kann.
Das Baby auch mal schreien zu lassen, erfordert Sozialkompetenz und starke Nerven
Kopfschütteln, missbilligende Blicke, Getuschel – wenn Eltern ihr Kleines auch mal schreien lassen, haben andere Menschen meist viel zu reden. „Die haben ihr Baby nicht im Griff“, heißt es dann schnell, „die sind total überfordert“, sagen andere. Das Baby schreien zu lassen empfinden viele als Lärmbelästigung. Kein schönes Gefühl für Eltern, die dann am besten aktiv auf Nachbarn etc. zugehen und erklären, warum sie ihr Baby nicht immer beruhigen können und auch mal schreien lassen wollen. Beim spazieren gehen wird es schwieriger und dann ist bei negativen Reaktionen von Mitmenschen ein „dickes Fell“ gefragt. Ruhig bleiben und so gut es geht weitergehen, lautet dann die Devise. Babys haben feine Antennen und spüren die Unruhe der Eltern. Sie werden dann erst recht nicht ruhig, sondern steigern sich schnell noch weiter in ihren Kummer hinein.
Park statt Parkhaus – Hier kann man sein Baby auch mal schreien lassen
Viele Babys haben feste Zeiten, an denen sie besonders häufig und lange schreien. Vor allem in den späten Nachmittagsstunden, wenn die Kleinen die Ereignisse des Tages verarbeiten, lassen viele Babys lautstark ihre Anspannung heraus. Eine gute Möglichkeit, die Situation für Eltern und Kind erträglicher zu machen, ist ein Spaziergang. Im Park beispielsweise ist es meist nahezu problemlos, sein Baby auch mal schreien zu lassen. Oftmals ist das aber gar nicht notwendig, denn das beruhigende Schaukeln des Kinderwagens, Vogelzwitschern oder auch das Brummen der vorbeifahrenden Autos wirkt angenehm beruhigend. Die Kleinen schlafen einfach ein und Mama und Papa haben Zeit, die Stille zu genießen. Stadtbummel oder Shopping-Trip sind dagegen keine gute Wahl. Babys an öffentlichen Plätzen schreien zu lassen ist besonders anstrengend – für Eltern und Kind. Die Kleinen werden hier mit vielen neuen Reizen konfrontiert, die sie schlussendlich wieder verarbeiten müssen – mit einer erneuten Schreiattacke.