Kinderlosigkeit: Ein Problem der Moderne?
Kinderlosigkeit war vor etwa 50-100 Jahren kein Thema. Hier galten pro Paar 3 und mehr Kinder als Normalfall. Ist also die Kinderlosigkeit – Paare also, die trotz Kinderwunsch kein Kind bekommen können – ein neues Phänomen? Zunächst einmal, in Deutschland sind rund 10% der Paare davon betroffen. Weiter gilt, bis zur Moderne gab es ebenfalls kinderlose Paare, doch wurden weder Statistiken erhoben, noch wurde darüber gesprochen. Erst ab dem 20. Jahrhundert wurde so langsam das Tabuthema “Kinderlosigkeit” in die Öffentlichkeit gerückt. Trotzdem gibt es bis heute viel Unwissen und Unsicherheit zu dem Thema.
Was ist Kinderlosigkeit?
Zunächst einmal gilt es genau zu definieren, was Experten als Kinderlosigkeit definieren. In Fachkreisen spricht man hierbei übrigens von Sterilität. Was bedeutet das genau? Sterilität wird folgendermaßen festgelegt: Ein Paar, das nach zwei Jahren trotz regelmäßigem, ungeschützten Geschlechtsverkehr kinderlos bleibt, gilt als steril. Für Sterilität gibt es viele Ursachen. Früher gab man gerne der Frau die Schuld für die Kinderlosigkeit. Tatsächlich liegt bei Kinderlosigkeit die Ursache in 40% der Fällen bei der Frau und in 40% der Fällen beim Mann – beide können also betroffen sein. In 10% der Fälle ist die Ursache unbekannt. Wird Sterilität beim Paar festgestellt, heißt das nicht, dass Sie als Paar nie Kinder bekommen können. Oftmals stellt sich selbst bei „sterilen“ Paaren eine spontane Schwangerschaft ein.
Ursachen für Kinderlosigkeit
Ursachen für Kinderlosigkeit gibt es viele. Bei der Frau kann es sich um hormonelle Störungen handeln oder einer Fehlfunktion der Eileiter. Bei Männern können nicht ausreichend Spermien oder deren schlechte Qualität die Ursache sein. Viele Paare glauben, dies seien die einzig möglichen Ursachen für Unfruchtbarkeit und greifen daher vorschnell zu Methoden der reproduktiven Medizin. Tatsächlich sind diese aber nicht erfolgreicher als natürliche Methoden. Hinzu kommt, dass sie teuer und psychisch sehr belastend sind. Was viele Paare nicht wissen, es ist genauso möglich, dass andere Faktoren dafür sorgen, dass es mit dem Kinderwunsch nicht klappt. Das können Gifte in der unmittelbaren Umgebung sein (Chemikalien im Wasser, Pestizide, Smog), Stress (bei großer psychischer Belastung stellt der Körper viele Funktionen einfach auf Stand-By) oder eine ungesunde Lebensweise (Drogen, Alkohol, mangelhafte Ernährung beeinflussen die Fruchtbarkeit bei Mann und Frau beträchtlich). Es ist daher wichtig, dass Sie zunächst einmal untersuchen, ob es bei Ihnen tatsächlich körperliche Ursachen sind, die die Kinderlosigkeit bedingen. Ist dies nicht der Fall, ist es empfehlenswert mit einem Facharzt über mögliche Ursachen für Kinderlosigkeit zu sprechen.
Quellen – Kinderlosigkeit
Handbuch der Universität Göttingen. Ungewollte Kinderlosigkeit als Beratungsproblem. Handlungsempfehlungen für Hausärzte. Zugriff unter: http://www.allgemeinmedizin.med.uni-goettingen.de/media/projekt/project_kinderwunsch/kinderwunsch_projekt.pdf. Am: 5. März 2012.
Gnoth, C. et al. Zur Definition und Prävalenz von Subfertilität und Infertilität. Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie 2004; 1 (4). 272-27. Zugriff unter: http://www.meinkinderwunsch.de/Def%20Subfert.pdf. Am: 5. März, 2012.
C. Gnoth, P. Frank-Herrmann, G. Freundl: Angepasstes Management bei ‚unterfülltem Kinderwunsch‘. Forschungsprojekt NFP an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Abteilung für gynkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Kliniken und Seniorenzentren der Stadt Düsseldorf gGmbH, Frauenklinik Benrath, Düsseldor. Akteptiertes Manuskript: 2.1.2003.