Angst aller Eltern – Plötzlicher Kindstod
Die Diagnose plötzlicher Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome – SIDS) trifft auch in Deutschland jedes Jahr noch mehrere hundert Elternpaare wie ein Schlag: Sie müssen miterleben, dass Ihr gesundes Baby ohne vorherige Anzeichen einfach so stirbt. Und auch wenn die Fälle in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen sind, gilt plötzlicher Kindstod immer noch als häufigste Todesursache bei Kindern unter einem Jahr. Das muss allerdings nicht sein, sagen Experten. Ihrer Meinung nach können fast 90 Prozent aller Fälle von plötzlichem Kindstod verhindert werden.1
Lange erforscht und (noch) nicht gefunden: Ursachen plötzlicher Kindstod
Plötzlicher Kindstod ist das unerwartete, unerklärliche Sterben eines gesunden Babys während des Schlafes. Eine eindeutige Ursache, warum plötzlicher Kindstod eintritt, gibt es auch nach jahrzehntelanger Forschung nicht. Offenbar kommen verschiedene Faktoren zusammen: vom unreifen Atemapparat bis hin zu extremen Tiefschlafphasen, aus denen das Baby manchmal einfach nicht aufwacht – auch wenn es zu ersticken droht. Auch bestimmte Viren, die das Herz angreifen, sollen verantwortlich sein. Nach dem sogenannten „Triple-Risk Model“ kann ein plötzlicher Kindstod eintreten, wenn drei Bedingungen parallel auftreten: Das Nerven- und Immunsystem des Neugeborenen ist noch sehr labil und verwundbar und es liegen genetisch bedingte Faktoren sowie Stressfaktoren vor. Besonders gefährdet sind demnach:
Männliche Neugeborene und
- Frühchen,
- deren Mutter Alkohol und Tabak konsumiert,
- die auf dem Bauch schlafen
- und eine bestimmte genetische Veranlagung mitbringen,
- die gemeinsam mit den Eltern in einem Bett schlafen,
- die zu warm schlafen
- und auf einer zu weichen Matratze liegen.
Treffen alle oder viele dieser Faktoren zusammen, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein plötzlicher Kindstod eintritt.
Alter, Wetter, Jahreszeit – plötzlicher Kindstod ist berechenbar
Die meisten Fälle treten im Alter von zwei bis vier Monaten auf, Kinder um den dritten Lebensmonat – vor allem Jungs – sind offenbar besonders gefährdet. Je älter die Babys werden, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass plötzlicher Kindstod eintritt. Immerhin noch 6 Prozent aller Fälle von plötzlichem Kindstod passieren nach Vollendung des ersten Lebensjahres. Auch die Jahreszeit scheint in puncto plötzlicher Kindstod eine Rolle zu spielen: Untersuchungen haben gezeigt, dass von Januar bis März die meisten Babys daran sterben. Vor allem bei warmen Wetterlagen ist dann die Gefahr groß. Es wird vermutetet, dass manche Babys den raschen Temperaturanstieg bei Fönlagen nicht ausgleichen können und es zu einer Überwärmung kommt.2
Plötzlicher Kindstod – Schlafen in Bauchlage als Risikofaktor
Ca. 30 Prozent aller deutschen Babys schlafen in Bauchlage – einer der meist genannten Risikofaktoren, wodurch plötzlicher Kindstod bewirkt werden kann. Doch nicht nur die Bauchlage gilt als gefährlich; Babys sollten auch niemals auf Erwachsenen-Matratzen im Bett der Eltern schlafen. Matratzen gelten unter anderem als mögliche Ursache, weswegen plötzlicher Kindstod ausgelöst wird. Experten warnen zum einen vor austretendem Kohlendioxid, was vor allem Bauchschläfer einatmen und woran Babys sterben können. Aber auch von giftigen Pilzgasen ist die vielfach Rede, die in Bauchlage eingeatmet werden und zum Atemstillstand führen. Auch die Seitenlage steht in der Kritik, denn so liegen die Kleinen nicht sicher und rollen schnell zurück auf den Bauch!
Plötzlicher Kindstod – No-Gos in Sachen Babyschlaf
In Rückenlage schlafen Babys am sichersten. Dabei sollten sie nicht zugedeckt sein, denn auch eine Decke gilt als Risikofaktor, durch den plötzlicher Kindstod ausgelöst werden kann: Schnell rutscht die Decke über das Gesicht und verursacht einen Atemrückstau oder eine Überhitzung. Mit einem gut sitzenden Schlafsack schließen Eltern diese Gefahren aus. Als Faustregel für die Länge gilt: Körpergröße minus der Kopflänge plus zehn bis 15 Zentimeter Freiraum zum Strampeln. Liegt der Nachwuchs im eigenen Bett neben dem Bett der Eltern können diese die gleichmäßige Atmung ihres Sprösslings am besten überwachen. Wiege, Stubenwagen oder Beistellbett sollten:
- eine möglichst feste und luftdurchlässige Matratze haben,
- ohne Kopfkissen, Fellunterlagen oder weiche Polster ausgestattet sein,
- bei kühlen 16 bis 18 Grad
- nicht direkt an der Heizung stehen und
- keine Kuscheltiere beherbergen.
Gestillte Kinder schlafen nicht so tief wie „Flaschenkinder“ und wachen in gefährlichen Situationen schneller auf. Hierdurch kann plötzlicher Kindstod verhindert werden. Deshalb gilt diese natürlichste Form der Ernährung im ersten Jahr ebenfalls als beste Möglichkeit, dem schlimmen Fall, dass plötzlicher Kindstod eintritt, vorzubeugen.